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  • AutorenbildKarla B.

Psychose Nachwirkungen in uns

Aktualisiert: 13. Nov. 2023

Der Körper kann sich immer noch nicht beruhigen. Er zittert und zittert wieder seid dem Arztbesuch gestern. Auf unserem Schoß liegt unsere Katze, sie schnurrt und versucht ihre Ruhe auf uns abzustrahlen. Unsere insgesamt drei Katzen sind für uns mehr als "nur" Haustiere. Sie bieten u.a. einen Ankerpunkt in der äußeren Welt und Spiegeln uns unsere geistige Anwesenheit durch ihr Verhalten.


Wir versuchen uns gerade zu sortieren... Wer und was ist innen klar anwesend? Wer ist dahinter? Was brodelt? Wie fühlen wir uns?

Seit der Psychose (Akute Psychose: Einfach nur verwirrt oder in sich Logisch? Teil 1) hat sich einiges in uns verschoben. Es ist nicht wie vorher, einige Assoziationen aus der Psychose sind zu Ungunsten der Dissoziation bestehen geblieben.

In uns spüre ich auf einmal Anteile, die zuvor schon da waren, viel deutlicher. Andere scheinen auf den ersten Blick neu, sind aber unserem Mann im Außen auch früher schon mal begegnet...


--- Achtung nächster Absatz eventuell Triggernd ---


Ein Ich schreit in uns einen langen Schrei.

Es kreischt und zetert.

Es will raus raus raus...

Es drückt immer wieder die Türklinke nach unten.

Es stemmt sich dagegen.

Es will nicht einsehen, dass es nicht geht.

Es wirkt verzweifelt.

Es bleibt aber stur.


Ein anderes Ich ist wie blind und taub.

Es stolpert durch die Gegend.

Es ist auf der Suche nach etwas.

Es darf nicht schauen.

Es darf nicht hören.

Es ist durchlässig.

Es nimmt nicht richtig wahr was passiert.

Es ist da und weiß es nicht.


Ein drittes Ich das ist noch dahinter.

Es tanzt im Kreise.

Es singt entzückt.

Es kichert laut.

Es schwebt ganz leicht.

Es blickt sich um.

Es ist irritiert von etwas.

Es flackert und verschwindet dann.



Wir haben wegen einer Unverträglichkeit das Antipsychotikum in Absprache mit unserer Psychiaterin ausgeschlichen. Wir sind wieder Medikamentenfrei und das merken wir. Mit den stark dämpfenden Medikamenten war es noch mal anders als jetzt, eine Woche nach dem Absetzen. Wir waren unter der Medikation wie eingezwängt. Da waren nicht viele Emotionen bei den jeweiligen Anteilen zu fühlen und trotzdem waren sie da, wie noch mal mehr eingesperrt, wie eingefroren, in ihrem Schrei erstarrt.

Jetzt taut es auf, fängt langsam wieder an sich zu bewegen und die Emotionen werden spürbarer in Form der einzelnen Ich´s. Wir hoffen wir werden nicht wieder schlagartig so "flüssig", dass wir plötzlich grenzenlos "ineinanderschwimmen", wie es gefühlt in der Psychose passierte. Doch das glauben wir nicht. Nicht für jetzt zumindest.


In den letzten Wochen fühlte es sich manchmal Grenzwertig an, doch wir waren uns nicht sicher ob es Vorboten einer neuen Psychose, Nachwehen von der zurückliegenden oder einfach Nebenwirkungen von Medikamenten waren.


Wenn es doch noch einmal passiert sind wir nun abgesichert. Wir haben unsere Wünsche und unsere "No-Go´s" für eine Akutbehandlung im Fall der Fälle geäußert. Wir werden diese auch noch mal in einer Patientenverfügung festhalten und unsere Psychiaterin versprach, dass sie da auch ihre Unterschrift drunter tun wird und in jedem Fall, egal wann, bei so einem Notfall erreichbar ist. Sie, unser Mann und unser restliches Hilfesystem stehen da hinter uns. Es soll nicht wieder soweit kommen, dass wir stundenlang eingesperrt nicht wissen was abgeht und uns keine Möglichkeiten zur Orientierung geboten werden. Wir wollen auf keinen Fall wieder Fixiert werden und Zwangsmedikation bekommen.


Wir werden genau festhalten in welches Krankenhaus wir wollen, nämlich in jenes, welches mit unserer Psychiaterin von der uns bekannten Psychiatrischen Institutsambulanz vernetzt ist. Wir werden aufschreiben welche Medikamente wir nicht vertragen haben und welche wir uns nach Absprache mit unserer Psychiaterin im Ernstfall wünschen. Weiter werden wir darüber Informieren welche Skills wir benutzen, was uns im Kontakt hilft und was nicht.


Sollte alles nicht funktionieren und man müsste uns isolieren, so werden wir auch dafür festhalten, dass wir uns z.B. einen Zettel wünschen, auf dem steht: Wo wir sind, warum wir da sind, dass unser Mann und unsere Ärztin bescheid wissen und vor allem: wann das nächste Mal jemand nach uns schauen wird. Dazu hätten wir gerne eine Uhr und ein Datum.

So können sich zumindest diejenigen von uns die lesen können jederzeit Orientierung verschaffen, auch wenn wir nicht mitbekommen haben was uns vielleicht zuvor gesagt und erklärt wurde.


Ganz wichtig wäre auch eine PET Wasserflasche mit Trinken. Die hat letztes Mal definitiv gefehlt. Niemand brauchte sich wundern, dass wir komische Dinge taten, wenn wir nach nem 5 Tages Schlafentzug auch noch kurz vor dem Verdursten waren...


Es fühlt sich insgesamt ganz gut durchdacht an. Wir hoffen, dass dieses Netz auch trägt wenn wir es brauchen, aber wir können daran glauben.



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