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  • AutorenbildKarla B.

Innen- und Außenwelten

Aktualisiert: 5. Nov. 2023

In uns gibt es diesen "Sicheren-Ort". Es ist mehr eine ganz Welt, unsere ganze Welt und die gibt es schon immer - mein immer und unser immer davor.


Unser Innen ist für uns nicht nur ein Ort wo wir "leben", es ist auch ein Ort, eine Welt die wir zu verschiedenen Zeiten in unserem Leben, jeder für sich, weiter gestaltet haben, um uns irgendwie sicher zu fühlen, an einem äußerem Ort, der für uns nicht sicher und geborgen war und keinen Raum bot etwas im Außen an uns anzupassen. Wir haben uns und unser Inneres an die Umgebung angepasst.


Im Laufe unseres Lebens ist so eine kreative, fantasievolle und reich ausgestaltete, allerdings auch unzugängliche und oft mysteriöse Welt entstanden die nur teilweise von mir und anderen Alltagsanteilen entdeckt ist.


Einiges in der Inneren Welt spiegelt kaschierte Geschichten um Traumata wieder und einige Orte sind dafür da Erinnertes erst einmal "unschädlich" zu machen und wegzutun. Therapeuten die davon erfuhren hat das oft dazu veranlasst uns zu sagen, dass wir einen anderen "wirklich Sicheren-Ort" bräuchten, aber das Weglassen der eigentlichen Welt in uns funktionierte für uns nicht.

Wir haben eine tiefere Verbindung zu genau diesem Ort und konnten mittlerweile sogar herausfinden, was uns als Kind zu dieser Gestaltung mit inspiriert hatte. Wir können nicht einfach einen Ort aufgeben und einen neuen kreieren, wo wir uns dann - ja was eigentlich? verstecken? Oder die Anderen noch weiter aussperren? Wir haben doch auch so schon dissoziative Barrieren in unserer Welt und kennen sie nur zu Teilen.


Allerdings hatten wir auch verstanden, dass einige von uns nicht so gut in dieser Welt leben konnten und diese Idee eines anderen sichereren Ortes brauchten. Gerade einige Innenkinder waren wie gestrandet und dieser sich langsam und manchmal schnell wandelnden, sich "entdissoziierenden" Welt schutzlos ausgeliefert, weshalb wir diesen Persönlichkeiten versuchten mehr Schutz und Abschirmung zukommen zu lassen und ihnen Räume innerhalb unserer Welt ausgestalteten, die alles beinhalteten, was sie sich wünschten und brauchten. Dort sehen einige "Erwachsenen-Anteile" dann nach ihnen.

Früher brauchten diese Anteile das nicht... Bzw. wir vom Alltagsteam nahmen gar nicht wahr, dass sie sich vielleicht nicht wohlfühlten oder mehr brauchen könnten, falls wir sie überhaupt selbst wahrnahmen.


Seit wir das angepasst haben sind diese Innenkinder, mit eigenem sicheren Ort, nicht mehr so oft draußen, z.B. bei unserem Partner unterwegs und scheinen mehr zur Ruhe kommen zu können. Sie scheinen mit mehr Abstand die heutige äußere Welt aufzunehmen und nicht mehr auf alle möglichen Reize hin zu reagieren und sie mögen lieber an diesem Ort verweilen, als z.B. im Heute etwas zu suchen, was es damals nicht gab.

Das dürfen sie natürlich auch, aber mir ist es lieb, wenn das nicht so läuft, dass ich nichts mitbekomme und unser Mann Zeit mit Innen-Kindern im Erwachsenen-Körper seiner Frau verbringt. Mir ist es, trotz der sehr langen Dauer dieser Beziehung, immer noch unangenehm mir vorzustellen wie das dann auf ihn wirken muss.


Was uns lange Zeit nicht klar war ist, dass man es auch umdrehen kann.

In der Psychose haben wir erkannt, dass gerade wir Alltagsanteile, (aber sicher auch alle anderen) einen sicheren, von anderen Personen unabhängigen Ort auch im Außen brauchen, nicht nur in uns drinnen.


Trotz sicherer Umgebung haben wir nie wirklich für uns erkannt, dass wir heute ganz Aktiv unsere Realität im Außen gestalten können. Wir hatten in unserem Leben vorher nie eine wirkliche die Idee davon entwickelt, dass man sich nicht immer nur seiner Umgebung anpassen muss, sondern auch richtig und wirklich Räume für sich schaffen kann. Dass man seine Lebensumgebung gestalten kann.


Wahrscheinlich ist das nie wirklich aufgefallen, aber in der Rückschau müssen wir schon feststellen, dass die Impulse die wir hatten im Außen etwas anzupassen bisher aus dem Schema: "Flucht und Verstecken" stammten. Wir haben viel Mühe da rein gesteckt vor uns selbst davon zu laufen und unser Befinden vor dem Außen zu verstecken, z.B. indem wir eine Ausbildung machten und über unsere Leistungsgrenze hinaus arbeiteten. Wir haben gemacht und so getan als ob. Oft war da nur die leere Hülle die stupide einfach aushält und so tut als wäre wer anwesend. Aber wir waren auch bei Aktivitäten nie wirklich präsent im Außen. Damit meine ich nicht dass wir nie was mitbekommen haben oder nie gehandelt haben, aber es fehlte an unserer "persönlichen Note" in diesen Handlungen und Taten. Das speigelte sich auch in unserer Wohnung wieder und enge Freunde, welche schon ein bisschen mehr von unserer "persönlichen Note" kennen, waren immer wieder erstaunt darüber, dass so wenig davon in unserer direkten Lebensumgebung auftaucht. Jeder hätte in unserer Wohnung leben können. Man erkannte unseren Mann, aber unsere z.B. ausgeprägte Kreativität kam nicht einmal in unserem eigenem Zimmer zur Geltung. Das höchste der Gefühle waren Bilder unserer Katzen an den Wänden.


Wenn wir erreichen konnten, dass bestimmte Kindanteile mehr im Innen bleiben, weil sie für sich dort eine Heimat haben, vielleicht können dann auch umgekehrt wir Alltagsanteile mehr im Außen sein, wenn wir uns hier mehr zuhause fühlen. Vielleicht könnten wir eine Art Brücke schlagen von unseren sicheren Bereichen in der Innenwelt nach außen...


Vor ein paar Wochen haben wir aktiv Angefangen uns physisch mehr Raum im Außen zu geben, indem wir unser Zimmer wirklich mal als unser verstanden haben und uns getraut haben es mit einem Projekt für uns zu verändern. Wir wollten es zu unserem sicheren Ort im Außen machen und das ist uns, mit lieber Unterstützung unseres Mannes und einer Freundin, auch gelungen.


Kommt man jetzt ins Zimmer erwartet einen ein verwunschener Herbstbaum. In einer Ecke unseres Bettes wächst sein mit Blumen und Efeu berankter Stamm nach oben. Dort beginnen dann bunt belaubte und mit einer Lichterkette versehene Äste, sich an der Decke über das Bett zu spannen. Es sieht wunderschön aus, wenn es im Dunkeln beleuchtet ist und man einfach auf dem Bett liegt und hoch in die Äste schaut. Man meint fast zu sehen wie die Äste und Blätter sachte im Wind wiegen.


Wir haben uns getraut etwas von uns nach außen zu tun und es gefällt uns was wir nur für uns geschaffen haben. Wir fühlen uns zumindest mehr in dieser Welt verankert, seit es diesen Ort in unserem Zimmer gibt, wo wir einfach sein dürfen und zwar nach Innen und nach Außen.

Wir schreiben jetzt auch an diesem Ort. Irgendwie scheint uns das seit dessen Schaffung leichter zu fallen anwesend zu sein und überhaupt etwas "sichtbar machendes" über uns nach Außen zu bringen. Wir sind gespannt ob der Effekt anhält.

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