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AutorenbildKarla B.

"Ich bin ich und ich bin nicht die Anderen neben mir!"

Aktualisiert: 28. Aug.

Kognitiv ist durchaus einigen von uns bewusst, dass wir eigentlich zusammen gehören sollten/müssten, dass die Anderen von außen gesehen auch als "Ich" wahrgenommen werden (zumindest, wenn das Gegenüber nicht vom Viele sein weiß oder Wechsel trotzdem nicht auffallen). Die kognitive zur Kenntnisnahme, dass wir zusammengehören und dass keiner von uns eine ganze, komplette, voneinander völlig unabhängige Person ist, bleibt trotzdem sehr weit von der gefühlten und erlebten Realität entfernt.


Helfende und nahe Angehörige verwenden oft den Begriff "Anteile". Wir finden aber, dass der Begriff impliziert, dass da eine Person ist, die in sich selbst verschiedene Anteile hat, was sich für uns einfach nicht so anfühlt.

Eine Therapeutin benutzte mal die Metapher, dass Menschen (ohne DIS) ein großer Raum seien, mit verschiedenen "Ich-Bereichen" zwischen denen sie variieren, z.B. zwischen der Person, die sie auf der Arbeit sind vs. der bei Freunden und dass innerhalb dieses einen Raumes dann auch alle Erfahrungen und Erinnerungen vorhanden sind.

Bei uns sei es so, dass die "Ich-Bereiche" und damit verbundene Erfahrungen und Erinnerungen, in verschieden große Räume unterteilt seien und sich die Anteile der "Gesamt-Person" in verschiedenen Räumen befänden, zwischen denen holperig, wie bei einer kaputten Gangschaltung, gewechselt wird.


Die Metapher drückt für uns nicht gut aus, wie wir uns fühlen und erleben oder wie wir uns auch anfangs gefühlt haben. Von außen mag das vielleicht Sinn ergeben, bei uns führt das zu Widerstand.


Wenn wir bei einer ähnlichen sehr bildlichen Metapher bleiben, würde ich einer nicht von DIS betroffen Person das Erleben so beschreiben:


Du wohnst in einer WG in einer Erdgeschoss-Wohnung, in so einem anonymen maroden Großstadtwohnblock, mit oft dünnen Wänden zu den Nachbarwohnungen. Deine Wohnung/WG-Zimmer ist deine Welt in der du dich aufhältst, dich entspannen und schlafen möchtest (wenn denn möglich), aus dessen Fenster heraus du mit deiner Umwelt agierst. Deine Arbeit, Situationen und andere Menschen spielen sich vor dem Wohnblock ab. Du weißt, es gibt neben deinen Mitbewohnern in deiner Wohnung (mit denen du mehr oder weniger gut auskommst) Nachbarn in diesem großen Wohnblock, aber das sind deine Nachbarn, du hast mit niemandem wirklich was zu tun und viele hast du noch nie gesehen. Du hast auch kein Bedürfnis die näher kennenzulernen, denn das was du von denen mitbekommst ist schließlich Ärgernis genug. Ständig spielen sich irgendwo in den Wohnungen um dich herum Dramen ab, Kinder schreien, jemand hört ständig zu laut Musik und ganz allgemein bekommst du so ein paar mehr intime Einblicke über deine Nachbarn, die naja im besten Fall einfach nur unangenehm sind. Auch deine Privatsphäre ist für einige Nachbarn scheinbar kein Thema; die Frau in einer direkten Nachbarwohnung meint ständig dir Anweisungen durch die Wände zurufen zu müssen oder dein tun zu kommentieren. Scheinbar hängt die oft vor ihrem Fenster und beobachtet, was du machst. Oder vielleicht missverstehst du das auch... Vielleicht redet die auch gar nicht mit dir, vielleicht missverstehst du die Situation völlig und du wirst langsam verrückt in deiner kleinen Wohnung, in deinem kleinen WG Zimmer.

In deiner kleinen Weltblase.

Du bist sowieso völlig verpeilt, dein Leben taucht vor deinem Fenster auf und ab, so richtig kannst du da nicht folgen.

Aber wie soll man auch nicht verrückt werden, bei den Mitbewohnern und komischen Nachbarn, allein was da manchmal durch den Hausflur huscht... Das macht größtenteils keinen vertrauenswürdigen oder vernünftigen Eindruck auf dich, weshalb du immer wieder die Haustür kontrollierst und abschließt. Deine Nachbarn hält das offensichtlich nicht davon ab, sich irgendwie in deine Wohnung oder Zimmer zu schleichen, Gegenstände zu verlegen, Chaos anzurichten, sich offensichtlich manchmal für dich auszugeben. Allgemein sorgen deine Nachbarn für sehr viel Chaos in deinem Leben. Du kannst leider nicht ausziehen, weil A: wer wer will denn schon so ein beschissenes WG-Zimmer, in dieser kleinen Butze, bei diesen Nachbarn und B: das ist eine Metapher und es ist halt nicht möglich aus seinem Kopf auszuziehen.


Da du das Gefühl hast verrückt zu werden, wenn die Nachbarn bleiben, wendest du dich an eine "Behörde" (Therapie), von der du hoffst, dass sie dir dabei Hilft deine Nachbarn rauszuklagen oder zumindest davon abzuhalten in deinem Leben herumzufuschen.

Viele Sachbearbeiter (Therapeuten) später, nachdem du von einigen von Ihnen für verrückt oder übertreibend abgestempelt wurdest, landest du bei einer Sachbearbeiterin die sich die Situation wirklich anhört und dir dann mitteilt: "Nein tut mir leid, die Nachbarn können Sie nicht herausklagen. Aber ich sehe gerade, dass der gesamte Wohnblock in dem Sie ihre Wohnung haben, auch Ihnen gehört. Das ist Ihr Körper. Oh und Überraschung: Ihre Nachbarn, das sind gar nicht Ihre Nachbarn, das sind alles Sie. Die Nachbarn sind alles Anteile von Ihnen!"


Oder halt außerhalb von meiner Metapher: "Normale Menschen erleben sich wie in einem Raum und mal sind sie mehr in der einen Ecke zuhause und mal in der Anderen... Bei Ihnen sind da Mauern dazwischen und sie wechseln holprig hin und her wie bei einer kaputten Gangschaltung."


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